Eines der häufigsten und oft quälendsten Symptome der PBC ist der Juckreiz, der auch als Pruritus bezeichnet wird. Häufigkeit und Ausprägung des Pruritus variiert stark unter PBC-Patient:innen. Während er bei einigen überhaupt nicht auftritt, leiden andere sehr stark darunter. Entsprechend mannigfaltig fallen auch die Behandlungsmöglichkeiten für den Juckreiz aus.
Häufigkeit und Ausprägung des Juckreizes bei PBC
Juckreiz ist ein häufiges Symptom bei PBC-Patient:innen und betrifft schätzungsweise 20-70 % der Betroffenen. Interessanterweise kann der Juckreiz in den frühen Stadien der Krankheit auftreten, noch bevor andere Symptome wie Müdigkeit oder Gelbsucht (Ikterus) wahrnehmbar sind. Für einige Patient:innen kann der Juckreiz das erste und manchmal einzige Anzeichen einer PBC sein. In einigen Fällen vergeht der Pruritus mit Fortschreiten der PBC sogar.
Die Ausprägung des Juckreizes variiert erheblich: Manche empfinden nur leichten, gelegentlichen Juckreiz, während andere von einem intensiven, generalisierten Juckreiz betroffen sind, der ihren Alltag erheblich beeinträchtigt. Der Juckreiz kann tagsüber oder nachts auftreten, was oft zu Schlafstörungen führt und die Lebensqualität stark vermindert. Auch die Wärme unter der Bettdecke kann den Juckreiz verstärken. Häufig betroffene Körperregionen sind Arme, Beine und Rücken.
Ursachen des Juckreizes bei PBC
Die genaue Ursache des Juckreizes bei PBC ist nicht vollständig geklärt, aber es gibt mehrere Theorien:
- Gallensäuren: Eine Theorie besagt, dass der Juckreiz durch den erhöhten Spiegel von Gallensäuren im Blut verursacht wird, der durch die gestörte Ausscheidung von Galle entsteht. Allerdings zeigen nicht alle Patienten mit erhöhten Gallensäurespiegeln auch Juckreiz, was darauf hinweist, dass noch andere Faktoren beteiligt sein könnten.
- Endogene Opioide: Eine andere Hypothese deutet auf die Rolle von endogenen Opioiden (körpereigene Stoffe, die schmerzlindernde und Juckreiz auslösende Effekte haben) hin, die bei PBC-Patient:innen im Blut erhöht sein könnten.
- Autotoxine: Eine neuere Theorie schlägt vor, dass sogenannte Autotoxine, die normalerweise über die Galle ausgeschieden werden, sich bei PBC im Blut anreichern und den Juckreiz verursachen könnten.
Symptommanagement ohne Medikamente
Es gibt eine Reihe von nicht-medikamentösen Ansätzen, die helfen können, den Juckreiz zu lindern. Oft ist es sehr sinnvoll, diese zunächst auszuprobieren, bevor auf eine medikamentöse Therapie zurück gegriffen wird. Viele PBC-Betroffene nehmen ohnehin bereits Medikamente für die Grunderkrankung (und/oder weitere Erkrankungen), sodass ein weiteres Medikament das Risiko von Wechselwirkungen und die generelle Belastung des Körpers (insbesondere der Leber) mit Medikamenten erhöht.
Diese Strategien zielen darauf ab, die Haut zu beruhigen und den Juckreiz zu mindern:
- Kalte Duschen und Umschläge: Kühle Temperaturen können den Juckreiz vorübergehend lindern. Kalte Duschen, kühle Umschläge oder das Auflegen von Kühlpacks auf die betroffenen Stellen können hilfreich sein. Zu kaltes sollte das Wasser allerdings auch nicht sein, um Hautreizungen zu vermeiden.
- Pflegende Feuchtigkeitscremes oder Duschgels: Regelmäßiges Eincremen mit feuchtigkeitsspendenden Lotionen oder Cremes kann die Haut beruhigen und Austrocknung verhindern. Auch Duschgels mit Urea- oder Panthenolzusatz können helfen. Produkte ohne Duftstoffe und Alkohol sind am besten geeignet, um Hautreizungen zu vermeiden.
- Vermeidung von heißem Wasser: Heißes Wasser kann die Haut austrocknen und den Juckreiz verschlimmern. Es ist daher ratsam, lauwarme oder kühle Duschen zu bevorzugen und die Duschzeit zu verkürzen.
- Vermeidung von reizenden Stoffen: Bestimmte Materialien und Stoffe wie Wolle oder synthetische Fasern können die Haut reizen. Es ist empfehlenswert, weiche, atmungsaktive Kleidung aus Baumwolle zu tragen und Hautpflegeprodukte ohne aggressive Chemikalien zu verwenden. Auch kann es sinnvoll sein, das Waschmittel zu wechseln und/oder auf Weichspüler zu verzichten.
- Luftbefeuchter: Trockene Luft kann den Juckreiz verschlimmern. Ein Luftbefeuchter in Wohn- und Schlafräumen kann dazu beitragen, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen und die Haut weniger anfällig für Reizungen zu machen.
- Stressmanagement: Stress kann die Symptome der PBC insgesamt und somit auch den Juckreiz verschlimmern. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, den Stresspegel zu senken und dadurch den Juckreiz zu lindern.
- Ablenkung: Manchmal kann der Juckreiz durch Ablenkung gemildert werden. Aktivitäten, die den Geist beschäftigen, wie Lesen, Malen oder das Hören von Musik, können helfen, weniger auf das Juckgefühl zu achten. Auch das Beschäftigen der Finger kann hilfreich sein (z. B. Stricken oder Fidgetspinner).
- Nägel kurz halten: Um Hautschäden durch Kratzen zu vermeiden, sollten die Nägel kurz gehalten und im Extremfall nachts Handschuhe getragen werden.
Behandlungsmöglichkeiten mit Medikamenten
Die Behandlung des Juckreizes bei PBC kann eine Herausforderung darstellen, da nicht alle Betroffene gleichermaßen auf die verfügbaren Therapien ansprechen. Helfen keine der nicht-medikamentösen Ansätze, kann es sinnvoll sein, die medikamentöse Therapien zu erwägen. Hier sind einige der gängigsten medikamentösen Behandlungsmethoden:
- Ursodeoxycholsäure (UDCA): UDCA ist in der Regel das erste Medikament, das bei der Diagnose von PBC verschrieben wird. Obwohl UDCA hauptsächlich zur Verlangsamung des Krankheitsverlaufs bei PBC eingesetzt wird, kann es bei einigen Patient:innen auch den Juckreiz reduzieren.
- Gallensäurebindende Mittel: Medikamente wie Cholestyramin sind oft die erste Wahl zur Behandlung des Juckreizes. Diese Mittel binden Gallensäuren im Darm und verhindern deren Rückresorption, was den Juckreiz lindern kann. Cholestyramin wird jedoch nicht immer gut vertragen und kann Nebenwirkungen wie Verdauungsprobleme verursachen. Für Betroffene, die ohnehin mit funktionellen Störungen des Magen-Darm-Traktes zu kämpfen haben, kann dies kontraproduktiv sein.
- Rifampicin: Dieses Antibiotikum hat sich als wirksam bei der Linderung von Juckreiz bei PBC erwiesen, wahrscheinlich durch seine Wirkung auf Leberenzyme, die den Abbau von Gallensäuren fördern. Rifampicin wird oft verwendet, wenn Gallensäurebindende Mittel nicht ausreichend wirken.
- Opioidantagonisten: Da endogene Opioide möglicherweise eine Rolle beim Juckreiz spielen, können Opioidantagonisten wie Naltrexon hilfreich sein. Diese Medikamente blockieren die Wirkung von Opioiden und können so den Juckreiz lindern.
Weitere Alternativen
- Phototherapie: In schwereren Fällen kann eine spezielle Lichttherapie (Phototherapie) eingesetzt werden, um den Juckreiz zu lindern. Diese Behandlung wird jedoch eher selten angewendet und ist meist nur in spezialisierten Zentren verfügbar.
- Plasmapherese: In extremen Fällen, in denen keine andere Therapie wirkt, kann eine Plasmapherese erwogen werden. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem das Blut gereinigt wird, um juckreizauslösende Substanzen zu entfernen.
Fazit
Juckreiz ist ein häufiges und belastendes, aber auch stark variierendes Symptom bei Patient:innen mit Primär Biliärer Cholangitis, das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Neben medikamentösen Behandlungen gibt es eine Vielzahl von nicht-medikamentösen Strategien, die Betroffenen helfen können, den Juckreiz zu lindern. Ein individuell abgestimmter Ansatz, der medikamentöse und selbstständige Maßnahmen kombiniert, kann oft die besten Ergebnisse erzielen. Durch frühzeitige und gezielte Interventionen kann der Juckreiz deutlich gelindert und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.