Die Leber, eines der größten und vielseitigsten Organe im menschlichen Körper, ist ein wahres Wunderwerk der Natur. Mit einem Gewicht von etwa 1,5 Kilogramm und einer Vielzahl von Aufgaben spielt sie eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Funktionsweise der Leber, ihre vielfältigen Aufgaben und die Auswirkungen, die eine Überlastung oder Fehlfunktion der Leber auf den gesamten Organismus haben kann.

Aufbau und Lage der Leber

Die Leber befindet sich im rechten oberen Quadranten des Bauchraums. Sie ist unterhalb des Zwerchfells positioniert, welches sie vom Brustkorb trennt. Sie erstreckt sich teilweise über die Mittellinie des Körpers und reicht bis in den linken oberen Quadranten. Ihre vordere Oberfläche ist glatt und konvex, angepasst an die Form des Zwerchfells. Die Leber ist durch das Peritoneum bedeckt, ein dünnes Gewebe, das auch als Bauchfell bekannt ist, welches die Bauchorgane auskleidet.

Anatomie der Leber
Makroskopische Struktur

Die Leber ist in zwei Hauptlappen unterteilt, die durch das Ligamentum falciforme (Sichelband) getrennt werden:

  • Rechter Leberlappen (Lobus dexter): Der größere der beiden Lappen.
  • Linker Leberlappen (Lobus sinister): Der kleinere Lappen.

Zusätzlich gibt es zwei kleinere Lappen auf der Rückseite der Leber:

  • Lobus quadratus: Befindet sich nahe der Gallenblase.
  • Lobus caudatus: Befindet sich nahe der unteren Hohlvene.

Diese Lappen sind funktionell weiter in acht Segmente unterteilt, die durch das Verzweigungssystem der Pfortader und der Leberarterie definiert werden. Jedes Segment hat seine eigene Blutversorgung und Gallenabfluss.

Blutversorgung

Die Leber hat eine doppelte Blutversorgung:

  1. Pfortader (Vena portae hepatis): Liefert etwa 75% des Blutflusses zur Leber. Sie transportiert nährstoffreiches Blut aus dem Verdauungstrakt.
  2. Leberarterie (Arteria hepatica): Liefert das restliche Blut (etwa 25%), das sauerstoffreich ist.

Nach dem Eintritt in die Leber verzweigen sich die Pfortader und die Leberarterie in kleinere Gefäße, die das gesamte Organ durchziehen.

Mikroskopische Struktur

Die funktionellen Einheiten der Leber sind die Leberläppchen (Lobuli hepatis). Jedes Leberläppchen ist ein sechseckiges Gebilde, das aus Hepatozyten (Leberzellen) besteht, die um eine zentrale Vene herum angeordnet sind. Diese Struktur ermöglicht eine effiziente Verarbeitung von Blut, das durch das Leberläppchen fließt.

  • Hepatozyten: Die Hauptzellen der Leber, die für die meisten ihrer Funktionen verantwortlich sind.
  • Sinusoide: Kapillaren innerhalb der Leberläppchen, durch die das Blut fließt und dabei eng an den Hepatozyten vorbeiführt, wodurch ein intensiver Stoffaustausch ermöglicht wird.
  • Kupffer-Zellen: Makrophagen, die innerhalb der Sinusoide leben und für die Phagozytose von Bakterien und Zelltrümmern zuständig sind.
Gallenwege

Die Leber produziert Galle, die in kleinen Kanälen, den sogenannten Canaliculi, gesammelt wird. Diese Kanäle verbinden sich zu größeren Gallenwegen, die letztendlich die Galle in den Gallengang (Ductus hepaticus) leiten. Von dort aus wird die Galle entweder zur Speicherung in die Gallenblase geleitet oder direkt in den Dünndarm abgegeben, um die Fettverdauung zu unterstützen.

Die Aufgaben der Leber im Überblick

Die Leber erfüllt über 500 verschiedene Funktionen, die für das reibungslose Funktionieren des Körpers essenziell sind. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören:

  1. Stoffwechsel und Energieproduktion: Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan. Sie wandelt Nährstoffe aus der Nahrung in Energie um, speichert Glykogen als Energiereserve und reguliert den Blutzuckerspiegel.
  2. Entgiftung: Die Leber filtert Giftstoffe aus dem Blut und wandelt sie in harmlose Substanzen um, die dann über die Nieren oder den Darm ausgeschieden werden. Dazu gehören Alkohol, Medikamente und körpereigene Abbauprodukte.
  3. Produktion von Gallenflüssigkeit: Die Leber produziert Galle, die im Gallenbläschen gespeichert und bei Bedarf in den Darm abgegeben wird. Die Galle hilft bei der Verdauung und Aufnahme von Fetten und fettlöslichen Vitaminen.
  4. Speicherung von Vitaminen und Mineralien: Die Leber speichert wichtige Vitamine wie A, D, E und K sowie Mineralien wie Eisen und Kupfer, die bei Bedarf freigesetzt werden.
  5. Synthese von Proteinen: Die Leber produziert eine Vielzahl von Proteinen, darunter Albumin, das den osmotischen Druck des Blutes aufrechterhält, und Gerinnungsfaktoren, die für die Blutgerinnung unerlässlich sind.

Häufige Lebererkrankungen

Eine überlastete oder fehlfunktionierende Leber kann zu einer Reihe von ernsthaften Gesundheitsproblemen führen. Hier sind einige der häufigsten Lebererkrankungen:

  1. Fettleber (Steatosis hepatis): Eine häufige Erkrankung, bei der sich Fett in den Leberzellen ansammelt. Sie tritt oft bei Übergewicht, Diabetes und übermäßigem Alkoholkonsum auf und kann zu einer Entzündung (Steatohepatitis) und schließlich zu Leberzirrhose führen.
  2. Leberzirrhose: Ein fortschreitendes Stadium der Lebererkrankung, bei dem gesundes Lebergewebe durch Narbengewebe ersetzt wird. Dies beeinträchtigt die Leberfunktion erheblich und kann durch chronischen Alkoholmissbrauch, Hepatitis B und C sowie Fettleberkrankheit verursacht werden.
  3. Hepatitis: Eine Entzündung der Leber, die durch Viren (Hepatitis A, B, C), Alkohol, Drogen oder Autoimmunerkrankungen verursacht werden kann. Chronische Hepatitis kann zu schweren Leberschäden und Leberzirrhose führen.
  4. Leberkrebs: Primärer Leberkrebs, wie das hepatozelluläre Karzinom, ist eine schwerwiegende Erkrankung, die oft in Verbindung mit chronischen Lebererkrankungen wie Zirrhose und Hepatitis auftritt.

Die Leber im Zusammenspiel mit anderen Organen

Die Leber arbeitet eng mit anderen Organen zusammen, um den Körper gesund zu halten:

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist meine-Leber_2.png
  • Gehirn: Die Leber entgiftet Ammoniak, ein Nebenprodukt des Proteinstoffwechsels, das in hohen Konzentrationen neurotoxisch wirkt. Bei einer Leberfunktionsstörung kann es zu einer hepatischen Enzephalopathie kommen, einer schweren Gehirnerkrankung.
  • Niere: Viele der von der Leber entgifteten Substanzen werden über die Nieren ausgeschieden. Eine beeinträchtigte Leberfunktion kann die Nieren belasten und zu Nierenproblemen führen.
  • Darm: Die Galle aus der Leber spielt eine entscheidende Rolle bei der Fettverdauung und der Aufnahme fettlöslicher Vitamine. Eine Störung der Gallenproduktion kann zu Verdauungsproblemen und Mangelerscheinungen führen.
  • Blut: Die Leber produziert Gerinnungsfaktoren, die für die Blutgerinnung notwendig sind. Eine gestörte Leberfunktion kann daher zu Blutungsneigungen führen.

Fazit

Die Leber ist ein wahres Multitalent und unersetzlich für unser Wohlbefinden. Ihre Fähigkeit, den Stoffwechsel zu regulieren, Giftstoffe zu eliminieren, Nährstoffe zu speichern und lebenswichtige Proteine zu synthetisieren, macht sie zu einem zentralen Organ im menschlichen Körper. Eine gesunde Lebensweise, die eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol einschließt, kann dazu beitragen, die Leber gesund zu halten und ihre vielfältigen Funktionen zu unterstützen.

Pflegen wir also unsere Leber, denn sie pflegt uns – jeden Tag, ein Leben lang.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert